Die neue GLOCK Gen6: Die sechste Stufe der Perfektion?

Table of contents

Die neue GLOCK Gen6: Die sechste Stufe der Perfektion?


Seit der Markteinführung der ersten GLOCK-Pistole Anfang der 1980er Jahre hat sich die Marke mit ihrem Kunststoffrahmen, der kompakten Bauweise und dem simplen, aber extrem zuverlässigen Innenleben einen festen Platz bei Polizei, militärischen Einheiten und Sportschützen erarbeitet.

Über Generationen hinweg galt: weniger «Schnickschnack», mehr Funktion. Mit der Gen6–Reihe zeigt GLOCK, dass diese Philosophie weiterlebt — nun aber mit vielen Lessons from the field: Anpassungen, die traditionell nachträglich durch Nutzer oder Customizer vorgenommen wurden, sind jetzt fabrikseitig integriert.


Glock Gen6 adv


Evolution statt Revolution – was Gen6 neu macht


Die Gen6 ist kein komplett neues Konzept — vielmehr bündelt sie all jene Verbesserungen, die in den letzten Jahren von Behörden, Sportschützen und Anwendern gefordert oder in Custom-Umbauten umgesetzt wurden. Das Ergebnis: Eine GLOCK, die vertraut wirkt, aber in entscheidenden Bereichen spürbar moderner ist. Gleichzeitig zeigt sich hier ein typischer Entwicklungspfad der Marke: Statt radikaler Umbrüche geht Glock den Weg präziser Feinmechanik und gezielter Nutzerorientierung.

Viele der Änderungen sind solche, die in der Praxis unmittelbar spürbar werden – ergonomische Eingriffe, optimierte Bedienflächen und Features, die bislang vor allem in der Aftermarket-Szene entstanden sind. Damit adressiert die Gen6 sowohl professionelle Anwender, die eine robuste, intuitive Dienstpistole schätzen, als auch ambitionierte Schützen, die sich bislang mit Tuningteilen behelfen mussten. Trotz der gewohnten Silhouette ist die Waffe somit deutlich anpassungsfähiger geworden, ohne ihre markentypische Schlichtheit zu verlieren.


Glock Gen6 wall


Ergonomie & Handling


Palm Swell & neue Griffkontur: Der Rahmen besitzt jetzt eine ergonomisch geformte Palm Swell – eine leichte Kontur an den Seiten und am Frontstrap –, die sich der natürlichen Form der Hand besser anpasst. Dies erleichtert insbesondere Schützen mit kleineren Händen den sicheren, komfortablen Griff. 

Erweiterter, integrierter Beavertail: Im Gegensatz zu früheren Generationen, wo der Beavertail oft über Backstraps oder zusätzliche Anbauteile realisiert wurde, ist bei Gen6 der Beavertail fest in den Rahmen integriert. Das erlaubt eine sehr hohe Griffaufnahme („high-handed grip“), schützt die Hand vor Schlittenkontakt und verbessert Kontrolle sowie Rückstoßkontrolle. 

Untercut am Abzugsbügel (trigger-guard undercut): Der Abzugsbügel wurde werkseitig untercuttet — das bedeutet: Der Übergang von Griff zu Abzug ist konturiert, sodass die Hand höher greifen kann. Gerade bei schnellen Schussfolgen oder starker Recoil-Kontrolle ein klarer Vorteil. 

Erweiterte, texturierte Daumenauflagen („thumb rests“): Beide Seiten der Pistole — links wie rechts — besitzen jetzt eine leicht konturierte, texturierte Ablage für den Daumen. Das hilft, den Rückstoß zu kontrollieren und die Waffe stabil zu halten, besonders bei hohem Griff. Manche Nutzer vergleichen sie mit einem „gas pedal“. 

RTF6-Textur & neuer Griffbelag: Die neue Rahmenoberfläche mit „RTF6“-Textur vereint zwei vorherige Grip-Texturen zu einem neuen Mix. Der Grip-Belag ist aggressiver, griffiger und erstreckt sich über mehr Flächen des Rahmens — Seiten, Frontstrap, Backstrap und Daumenauflagen. Ziel: maximaler Halt auch bei nassen oder verschmutzten Händen — ohne dass die Waffe unkomfortabel wird. 


Glock Gen6 3


Bedienung & Kontrolle


Flat-Face-Trigger: Jede Gen6 kommt standardmäßig mit einem flachen Abzug („flat-faced trigger“) statt dem klassischen Glock-Knick. Der Abzug sitzt näher am Griff und die Abzugslänge (trigger reach) ist reduziert — das erleichtert eine konstante Fingerlage und sauberes Abziehen, was besonders bei Präzisionsschüssen oder schnellen Serien hilft. 

Verbesserter Verschlussfang/ Hebel-schutz: Der Hebel für den Schlittenfang (slide-stop lever) ist nun von einer hochgezogenen „Barriere“ umgeben. Das reduziert das Risiko eines unbeabsichtigten Aktivierens durch die Daumenhand oder Handballen — gerade bei festem, hohem Griff und Rückstoß. 

Aggressivere und tiefere Front- und Heck-Serrations: Die neuen Schlittenverzahnungen sind tiefer eingefräst und wirken griffiger. Besonders das Front-Serrations erleichtert Manipulationen des Schlittens — etwa beim Press-Check, beim Laden oder bei einfachen Trockenübungen. Eine deutliche Verbesserung gegenüber vielen bisherigen Serien. 

Flared Magwell / Magazintrichter (teilweise): Gen6-Modelle erhalten einen leicht erweiterten Magazinschacht mit Flare, um schnellere Reloads zu ermöglichen — ein Merkmal, das vor allem im taktischen oder sportlichen Bereich geschätzt wird. 


Glock Gen6 plates


Optik-Montage & Systemkompatibilität


Eine der wohl größten Änderungen betrifft die Optikmontage: Die Gen6-Pistolen führen ein komplett neues “Gen6 Optic Ready System” ein und ersetzen damit das bisherige GLOCK MOS System. Dieses neue System arbeitet mit Polymer-Adapterplatten, die direkt in den Schlitten integriert werden.

Optiken (z. B. Red-Dot-Sights nach RMR oder DPP Fußabdruck) können somit direkt montiert werden — ohne zusätzliche Adapterplatte zwischen Optik und Schlitten. Dies senkt die Bauhöhe über dem Lauf und verbessert die Stabilität der Montage. 

Somit sind MOS-Platten der alten Generation nicht kompatibel mit der neuen Gen6 – das neue System unterscheidet sich strukturell und nutzt eine neue Aufnahmeform. 


Glock Gen6 parts


Intern & sonstige Veränderungen


Der Rückstoßfedersatz wurde von der früher bei manchen Modellen verwendeten Doppel-Federsystem zurück auf eine single, captive recoil spring assembly geändert — analog zu früheren Gen-Serien und optimiert für 9 mm. 

Die Kompatibilität mit vorhandenen Magazinen bleibt bestehen — das bedeutet, alle bekannten GLOCK-Magazine können weiterverwendet werden. 

Rahmeninterne Komponenten wie Schlossungselemente, Abzugsmechanismus und Sicherheiten bleiben grundsätzlich gleich — das bewährte Safe-Action-System bleibt erhalten und GLOCK betont, dass Zuverlässigkeit und Sicherheit unangetastet sind. 


Glock Gen6 lineup


Modellpalette & Einsatzgebiete


Die initial angekündigten Gen6-Modelle sind:

GLOCK 17 Gen6 – Full-Size, 9 × 19 mm, 17 Schuss Magazin. 

GLOCK 19 Gen6 – Kompakt, 9 × 19 mm, 15 Schuss Magazin. 

GLOCK 45 Gen6 – sogenannter „Crossover“, 9 × 19 mm, 17 Schuss Magazin (Kompakt-Slide auf Standard-Rahmen). 

GLOCK 49 Gen6 – laut offiziellen Angaben für manche Märkte verfügbar (standard crossover / Standard-Rahmen Variation). 

Alle kommen serienmäßig als „Optic-Ready“, mit RTF6-Griff, flachem Abzug, hochgezogener Beavertail und ergonomischem Rahmen — eine Konfiguration, die sowohl für Behörden, taktische Einheiten, Sportschützen als auch für zivile Zwecke gedacht ist. Der Fokus liegt klar auf Vielseitigkeit und Anpassbarkeit: schnell, präzise, sicher.


Glock Gen6 parts2


Einschätzung: Wo Gen6 wirklich punktet – und wo sie polarisiert


Die Gen6 markiert ohne Zweifel eine deutlich modernisierte GLOCK. Viele der früher nur über Custom-Teile erreichbaren Verbesserungen sind nun ab Werk integriert: ergonomischer Rahmen, aggressivere Texturierung, flacher Abzug, Under-cut, verbesserte Serrations und eine zeitgemäße Optikmontage. Wer eine GLOCK sucht, die sofort „einsatzbereit“ ist, ohne nachträgliche Modifikationen, findet hier eine der bislang konsequentesten Umsetzungen des Feedbacks aus Behörden- und Sportschützenkreisen.

Allerdings sorgt genau diese Modernisierung innerhalb der Glock-Community für Diskussionen. Traditionalisten sehen in den neuen ergonomischen Eingriffen — vom Palm Swell über den ausgeprägten Beavertail bis zu den Daumenauflagen — einen Schritt weg vom charakteristischen Glock-Minimalismus. Für sie sind diese Eingriffe fast schon ein Stilbruch, der die klare, schnörkellose Ursprungsidee aufweicht. In ihren Augen geht Gen6 vielleicht zu weit.

Auf der anderen Seite stehen jene Schützen, die seit Jahren Custom-Griffe, Aftermarket-Abzüge und Optikfräsungen bevorzugen. Für diese Gruppe ist selbst die Gen6 trotz aller Neuerungen nicht radikal genug. Viele wünschen sich eine voll modulare Rahmenarchitektur, ein grundlegend überarbeitetes Abzugssystem oder ein universelleres Optik-Footprint-System – Features, die Gen6 bewusst nicht liefert. Für diese Nutzer geht die Gen6 also nicht weit genug.

Zwischen diesen Polen positioniert sich die neue Generation genau dort, wo Glock traditionell am stärksten ist: als robuste Dienst- und Gebrauchspistole, die modernisiert wurde, ohne ihre Identität zu verlieren. Wer im Alltag auf Zuverlässigkeit, Kompatibilität und ein vertrautes Bedienkonzept setzt, erhält eine deutlich verbesserte Plattform – ohne die Lernkurve einer völlig neuen Waffengeneration.


Glock Gen6 45


Fazit


Mit der GLOCK Gen6 holt der Hersteller Jahrzehnte an Nutzer-Feedback und Custom-Modifikationen zurück in die Fabrik. Durch systematische, gut durchdachte Verbesserungen — Palm Swell, integrierter Beavertail, flacher Abzug, neue Grip-Textur, Under-cut Trigger Guard, verbesserte Schlittenmanipulation und ein modernes Optic-Ready-System — entsteht eine Dienst-/EDC-Pistole, die in Handling, Ergonomie und Modularität deutlich näher an aktuellen Anforderungen liegt als je zuvor.

Gen6 ist kein Paradigmenwechsel — aber eine sehr gelungene, konsequente Evolution: Eine GLOCK, die moderner wirkt, flexibler ist und für viele Nutzungsszenarien (Dienst, Selbstschutz, Sport) eine hervorragende Ausgangsbasis darstellt.


Glock im World Wide Web


Website: https://eu.glock.com/en
Facebook: https://www.facebook.com/GLOCK/?locale=de_DE
Instagram: https://www.instagram.com/glockinc/
Youtube: https://www.youtube.com/user/GLOCKIncUSA