
Ende einer Ikone: FN zieht die SCAR-Serie aus dem Programm
Ende einer Ikone: FN zieht die SCAR-Serie aus dem Programm
Als einer der ältesten und einflussreichsten Waffenschmieden Europas hat die Fabrique Nationale d’Herstal (FN) über ein Jahrhundert lang Militär- und Kurzwaffen-Technik geprägt.
Gegründet im späten 19. Jahrhundert, etablierte sich FN als Zulieferer nationaler Streitkräfte und als Innovationsmotor — von klassischen Selbstladepistolen bis zu modernen Sturm- und Präzisionswaffen.
Die Firma kombiniert belgische Fertigungstradition mit globaler Produktions- und Vertriebspraxis; Produkte und Entwicklungsarbeit von FN reflektieren deshalb stets sowohl militärische Anforderungen als auch zivilen Marktanspruch.
FN ist heute ein breit aufgestellter Anbieter: vom Dienstpistolen-Segment (z. B. FN 509 / FNX), über Gewehrfamilien (FN-15 / SCAR-Familie früher) bis zu Maschinengewehren, leichten Support-Waffen und Speziallösungen für Streitkräfte. Hinzu kommen Zubehör, Munitionslinien und Serviceangebote.
Auf dem US-Markt tritt FN America dabei mit einem Produktportfolio auf, das zivile Versionen von militärisch erprobten Systemen ebenso umfasst wie eigens für Polizei und Sammler gefertigte Varianten — parallel laufen für das Militär weiterhin spezialisierte Programme.
Die kommerziellen Produktseiten von FN zeigen dabei deutlich, wie einzelne Modelle inzwischen in eine «Discontinued»-Kategorie verschoben wurden, während andere aktiv vermarktet werden.
Die SCAR — kurze technische Bestandsaufnahme
Die SCAR (SOF Combat Assault Rifle) entstand als Reaktion auf eine Anforderung der US-Spezialeinheiten (USSOCOM) in den 2000ern: ein modulares, leicht zu konfigurierendes System, das unterschiedliche Kaliber, Lauf- und Lauflängen sowie Ambidextrie-Funktionen in einem robusten Verbundgehäuse vereint.
Charakteristisch waren der kurzhubige Gasdruckkolbenantrieb (short-stroke gas piston), monolithisches Ober-/Rail-Receiver-Design, schnell wechselbare Läufe und ein sehr ambidextrer Aufbau mit beidseitig bedienbaren Bedienelementen — alles gebaut mit militärischer Robustheit und einer klaren Fertigungsorientierung auf Serviceability.
Die SCAR-Familie (SCAR-L / 5,56 mm; SCAR-H / 7,62 mm; Varianten für Präzisionsaufgaben und kurze Läufe) wurde schnell zu einem Referenzdesign moderner modulärer Gewehre. 
Die Absetzung: Was genau hat FN angekündigt?
FN hat in den vergangenen Tagen bestätigt, dass die bekannten SCAR-Modelle für den zivilen/kommerziellen Markt in den „Legacy/Discontinued“-Bereich überführt werden.
Mehrere Branchenberichte und Herstellerangaben machen deutlich: die gängigen halbautomatischen Handelsvarianten (16S, 17S u.ä.) sind nicht mehr in regulativer Fertigung für den kommerziellen Vertrieb; verbleibende Händlerbestände markieren die letzten Neuwaffenangebote.
FN betont zugleich, dass dies die militärischen Vertragsfertigungen nicht pauschal betrifft — die globalen, für Streitkräfte gefertigten SCAR-Varianten sollen nach Firmenangaben weiterhin verfügbar bzw. projektspezifisch zu managen sein.

Gründe und Marktinterpretation
Offizielle Statements von FN (und ergänzende Branchenanalysen) nennen als Hauptargument die mangelnde Nachfrage auf dem zivilen Markt. In den vergangenen Jahren verlor die SCAR als Premium-Plattform gegenüber deutlich preisgünstigeren, modularen AR-Plattformlösungen an Boden — nicht zuletzt wegen Kosten, Ersatzteil-/Zubehör-Ökonomie und dem großen Ökosystem rund um AR-15-Komponenten.
Für viele zivilen Käufer bleibt das AR-Ökosystem die praktischere Wahl: billigere Basismodelle, riesige Aftermarket-Auswahl und Kompatibilität zu bewährten Magazinen und Zubehör. Die Kombination aus hohem Listenpreis der SCAR und einer eingeschränkten Händlerschaft für Ersatzteile und Zubehör hat offenbar die wirtschaftliche Bilanz der zivilen Produktlinie belastet.
Technische und logistische Folgen für Besitzer und Sammler
Für bestehende SCAR-Besitzer bedeutet die Absetzung: Neuwaffen werden zur Knappheit, und Händlerbestände stellen künftig die primären Quellen für fabrikneue Systeme dar. FN hat in Statements darauf hingewiesen, dass militärische Fertigung und Vertragsbindung anders zu behandeln sind, während zivilen Käufern und Händlern Restbestände, Teileverfügbarkeit und Magazine als unmittelbare Faktoren genannt werden.
Das heißt konkret: Wer Ersatzläufe, Kompensatoren oder spezielle SCAR-Magazinkonzepte benötigt, sollte die Verfügbarkeit prüfen — und zugleich ist mit steigenden Preisen bei Sammlerstücken und gut erhaltenen Gebrauchtwaffen zu rechnen. Einige Händlerforen berichteten bereits von einer spürbaren Marktreaktion mit steigender Nachfrage nach Restposten.

Was kommt als Nächstes? — Produktpolitik und Perspektiven
FN selbst ließ eine kleine Tür offen: Aussagen und Branchen-Gerüchte sprechen davon, dass FN «Legacy» im Wortlaut verwendet und zugleich mit einem Ausblick auf Neuigkeiten rund um große Messen (z. B. Hinweise in Richtung SHOT Show 2026) spielt.
Das lässt zwei Szenarien plausibel erscheinen: Entweder wird die SCAR-Marke in einer überarbeiteten Next-Gen-Form zurückkehren (modernisierte Ergonomie, preisoptimierte Fertigungsprozesse) — oder FN verlagert Entwicklungsenergie in andere Plattformen, die interne und behördliche Anforderungen besser mit kommerzieller Skalierbarkeit verbinden.
Marktbeobachter rechnen außerdem damit, dass FN weiterhin militärische Verträge und maßgeschneiderte Plattformen priorisiert — dort bleibt die Expertise der SCAR-Familie relevant, auch wenn die zivilen, handelsüblichen Linien ruhen.
Fazit — Ende einer Epoche, nicht zwangsläufig das Ende der Idee
Die Absetzung der zivilen SCAR-Linie markiert zweifellos ein symbolisches Ende: ein weithin sichtbares, technisch ambitioniertes Gewehr verschwindet aus dem regulären Handel.
Für Sammler, Betreiber und Nutzer bedeutet das einen Wendepunkt — Ersatzteilpolitik, Restbestände und sekundäre Märkte werden künftig wichtiger. Für die Technikfans bleibt die SCAR aber in der Geschichte verankert: als Wegbereiter modularer, taktischer Designprinzipien.
Und weil FN die militärischen Varianten und die Marke noch nicht vollständig aufgibt, bleibt Raum für eine Neuinterpretation — ob als SCAR-MkII, als spezialisiertes Militärsystem oder als ganz neues Produkt, das dieselben Prinzipien in ein wirtschaftlicheres Format überführt. Die Branche wird genau hinsehen — und das Interesse an Restbeständen dürfte in den kommenden Monaten steigen.
FN SCAR Video
FN im World Wide Web
Website: https://fnherstal.com
Instagram: https://www.instagram.com/fn_herstal_official/
Youtube: https://www.youtube.com/@fnherstal_
